Der Museumsleiter Jan Soldin (im Foto) gewährte dem Freundeskreis des OMG eine exklusive Führung durch die bedeutende Sammlung von Druckgrafiken und historischen Büchern im Otto-Schäfer-Museum.
Zu Beginn gab es einen aufschlussreichen Einblick in die Geschichte und den Aufbau des Museumsgebäudes in der Judithstraße. Angesichts des aktuellen Kunstraubs im Pariser Louvre war auch die Sicherheit der teils millionenschweren Exponate aus der Stiftung von Otto Schäfer ein Thema. Soldin präsentierte einige der kostbarsten Schätze und öffnete wunderschön illustrierte Doppelseiten, die vereinzelt auch berührt werden durften. Der Schweinfurter Industrielle Otto Schäfer hatte sich im Laufe seines Lebens (1912 – 2000) einen Namen als akribischer und kenntnisreicher Sammler europäischer Druckgrafiken gemacht. Dass das Museum heute z. B. fast das gesamte originale druckgrafische Werk des Nürnberger Meisters Albrecht Dürer beherbergt, u. a. das berühmte „Rhinocerus“, wussten die teilnehmenden Freundeskreis-Mitglieder bis dahin noch nicht.
Ein wie ein Comic farbig gestaltetes, mit Hilfe geschnitzter Holztafeln gedrucktes, sog. „Blockbuch“ aus dem frühen 15. Jahrhundert repräsentierte eine Technik noch vor der Buchdruckrevolution Johannes Gutenbergs. Besonders beeindruckte die spätere „Weltchronik“ Hartmann Schedels aus dem Jahr 1493, der eine Vielzahl angeblicher Fabelwesen von allen damals bekannten Kontinenten abbildete, beispielsweise auch Werwölfe.
Zwei Jahrhunderte später glaubten selbst angesehene Naturwissenschaftler (Buch von Johann Jakob Scheuchzer, 17. Jahrhundert) noch an die reale Existenz von Fabelwesen wie Einhörnern, da man die gefundenen schraubenförmigen Stoßzähne des Narwals für das mythische Horn des Tieres hielt. Tja, und heute? Fantasy oder Realität? Die aktuelle Omnipräsenz von Einhorn-Darstellungen auf Kleidung, Tassen oder Dekoartikeln legt zumindest nahe, dass noch viele an die Magie dieses Wesens glauben.
Barbara Schug