Ignaz-Schön-Straße 9, 97421 Schweinfurt

Tel: 09721 – 51 369

10. Jahrgangsstufe
Theaterbesuch
„Biedermann und die Brandstifter“

Wer trägt die Schuld, wenn wir uns betrügen lassen?


Wie kann es denn sein, dass ich unschuldig in der Hölle gelandet bin? Wie kann es denn sein, dass die Brandstifter mein Haus angezündet haben, obwohl ich sie doch höflich hereingebeten und hofiert habe? – Mit solchen Fragen der Hauptfigur aus Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ begann die Inszenierung im Evangelischen Gemeindehaus in Schweinfurt, das die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen zusammen mit Frau Uecker und Frau Eckel-Süssner im März besuchten. Anders als die Parabel selbst, die im Deutschunterricht im Vorfeld im Unterricht erschlossen wurde, stellt die Theateraufführung das Ende der Parabel an den Anfang: Sie zeigt in einer Vorausschau die Katastrophe, in die Biedermann sehenden Auges hineinläuft.


Denn der Fabrikant nimmt zwei zwielichtige Männer in seinem Haus auf und übersieht alle eindeutigen Hinweise darauf, dass sie die gefürchteten Brandstifter sind; am Ende überreicht er ihnen sogar aus falscher Toleranz, Opportunismus und Selbsttäuschung für den erhofften Schutz des eigenen Wohlstands das Streichholz, mit dem sie die in Biedermanns Dachboden gelagerten Benzinfässer anzünden. „Scherz ist die drittbeste Tarnung. Die zweitbeste: Sentimentalität. […] Aber die beste […] ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Komischerweise. Die glaubt niemand“, stellt einer der Brandstifter fest.


Fantastisch schaurig-grotesk auf der Bühne umgesetzt und grandios von den Darstellerinnen und Darstellern gespielt transportiert das „Lehrstück ohne Lehre“ dennoch eine Botschaft: Die Unbelehrbarkeit der Menschen führt sie in ihr Unglück. Die politische Parabel zeigt v. a. verkörpert durch das Verhalten der Hauptfigur eine Geisteshaltung, die dem Zerstörerischen zum Erfolg verhilft. Das Stück wird wohl brennend aktuell bleiben, denn es gibt immer Menschen, die nicht sehen wollen und sich hinters Licht führen lassen. Die Inszenierung macht auf jeden Fall deutlich: Unter der Mitwirkung des braven Bürgers kommen Verbrecher an die Macht.


Die Schülerinnen und Schüler waren irritiert und begeistert zugleich und kamen zu dem Schluss, dass die Konfrontation z. B. mit wichtigen gesellschaftlichen Themen in dem künstlerischen Rahmen des Theaters spielerischer erfolge und daher leichter zu einer vertieften Auseinandersetzung mit den gezeigten Schieflagen führe. Theaterinszenierungen seien v. a. auch deshalb heute noch wertvoll und es wert, besucht zu werden.


Friederike Eckel-Süssner

© 2025 all rights Reserved Olympia Morata Gymnasium.

X