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Diktatur, Demokratie, ÖPNV, eskalierende Schrittzähler und vieles mehr begegneten uns vom 22.05. bis 25.05.2023 in Berlin. Das W-Seminar Sozialkunde und die Klasse 10E erlebten zusammen mit drei Lehrkräften der Fachschaft Sozialkunde innerhalb von vier Tagen dank der fantastischen Planung von Frau Hartmann und Herrn Groh Berlin mit seinen unterschiedlichen Facetten. Ein Schwerpunkt war die Auseinandersetzung mit der DDR-Vergangenheit. Das W-Seminar besuchte mit Frau Hartmann das Stasimuseum, den Dienstsitz Erich Mielkes, DDR-Minister für Staatssicherheit von 1957 bis zum Ende. Es befindet sich auf dem ehemaligen Gelände der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Die Schüler/-innen konnten u. a. das Kernstück des historischen Ortes, die Büroetage Mielkes, im originalen Zustand erleben. Die von Bürger/-innen ins Leben gerufene Antistalinistische Aktion (ASTAK) engagiert sich dafür, vor Ort über die Tätigkeiten der Staatssicherheit und deren Auswirkung auf die Bevölkerung zu informieren. Dass die DDR kein Rechtsstaat war, beweist auch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Das MfS nutzte das Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen als zentrale Untersuchungshaftanstalt für tausende politische Verfolgte. Ehemals politisch Inhaftierte führten uns – anschaulich erläutert anhand von persönlichen Horrorerlebnissen – durch das Gelände und die Zellentrakte, zunächst die ab 1946 im Keller genutzten, im sogenannten „U-Boot“, und anschließend die im Gefängnisneubau von 1960. Von der Außenwelt strikt abgeschnitten erlebten die Opfer anfangs v. a. physische Gewalt, später psychische Tortouren durch Folter. Ziel war es, den Willen der Menschen zu brechen und ihnen ihre Identität zu nehmen – für die anschließende Sicherstellung der treuen Gefolgschaft. Hohenschönhausen ist somit ein Ausdruck der Willkür und der Grausamkeit der Stasi gegen Menschen, die der kommunistischen Diktatur im Weg standen, für die Stasi z. B. erkennbar an zu langen Haaren, des Spielens unerlaubter Musik, dem Einsatz für Menschen- und Mitbestimmungsrechte oder der Äußerung von Kritik gegenüber der politischen Führung der SED. Im Deutschen Spionagemuseum Berlin machten wir Bekanntschaft mit den perfiden Methoden der Stasi zur Überwachung der Bürger/-innen. Das „Spy Museum Berlin“, der „Hauptstadt der Spione“, bot uns aber auch eine Zeitreise durch die geheime Nachrichtenbeschaffung von der Antike an über die Weltkriege und die Geheimdiensttätigkeiten der verfeindeten politischen Lager im Kalten Krieg bis hin zu den aktuellen und künftigen Aufgaben von Nachrichtendiensten in Zeiten von Big Data und Social Media. Neben der Beschäftigung mit der ehemaligen Diktatur stand selbstverständlich das Erleben der Demokratie im Fokus. Das W-Seminar besuchte mit Frau Hartmann den Bundesrat und schlüpfte in einem Rollenspiel vor Ort in die Rolle der Mitglieder der einzelnen Bundesländer, um in einer Plenarsitzung des Bundesrates einen Gesetzentwurf im sogenannten „Ersten Durchgang“ zu beraten. Spielerisch konnte dabei ein Einblick in die Arbeit des Bundesrates und die Vertretung der Länderinteressen bei der Gesetzgebung des Bundes gewonnen werden. Die 10E hielt sich währenddessen mit Frau Eckel und Herrn Groh im Bundestag auf. In einem Gespräch mit Markus Hümpfer, seit 2020 Kreisrat des Landkreises Schweinfurt und seit Oktober 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages, stellten die Schüler/-innen u. a. Fragen zu seiner Motivation, sich politisch zu engagieren, zu seiner konkreten Tätigkeit im Bundestag aber auch für den Landkreis Schweinfurt sowie zu seinem Umgang mit Anfeindungen auf Social Media. Er nahm sich trotz des übervollen Terminkalenders die Zeit für uns, alle Fragen ausführlich zu beantworten, vielen herzlichen Dank dafür. Anschließend ging es auf die Zuschauertribüne des Plenarsaals im Bundestag. Der energische Schlagabtausch der Redner/-innen zum Thema „Heizungsgesetz“ beeindruckte uns alle sehr und zeigte, wie wichtig das teilweise harte Ringen um die besten Lösungen für aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen ist. Ein weiteres Highlight war der auf die Tage verteilte Stadtrundgang, der Kurzreferate der Schüler/-innen zu bestimmten historischen Orten und Sehenswürdigkeiten unserer Hauptstadt beinhaltete. Beim Eintauchen in das Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals wurde es ganz still. Wir gedachten dabei den ca. sechs Millionen Opfern des NS-Wahns, während wir durch die mehr als 2700 Stelen schritten. Berlin mit seiner Geschichte hat unglaublich viel zu bieten; neben zutiefst Erschütterndem auch Erfreuliches. Lustig ging es daher im Kabarett-Theater DISTEL zu. Die politische Satire „Wahres ist Rares – Gut gefühlt ist halb gewusst“ hielt uns, gezeigt anhand des Zusammenlebens von Freunden in einer WG, den gesellschaftlichen Spiegel vor, wie wir Menschen in unserer eigenen Filterblase teilweise höchst emotional und fraglich auf aktuelle gesellschaftliche und politische Themen reagieren. Die exzellenten Schauspieler sangen u. a.: „Die Angst ist ein schlechter Berater.“ – Ein Rezept gegen Angst ist z. B. Wissen – auch deswegen sind solche Studienfahrten nach Berlin so wertvoll. Das Fazit der Schüler/-innen lautete: „Ich war sehr beeindruckt von Berlin.“ – „Es war wirklich interessant, diese ganzen bedeutenden Sehenswürdigkeiten zu sehen und auch zu erleben, wie sich das Leben in einer so großen Stadt anfühlt.“ – „Es war sehr schön, mit seinen Freunden in Berlin herumzulaufen und viel Zeit mit ihnen zu verbringen; es war nur ein bisschen zu kurz.“ – In diesem Sinne: Die nächst Berlinfahrt kann kommen!
Friederike Eckel, Heike Hartmann, Sven Groh
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